
Penthesilea
von Heinrich von Kleist
Premiere 21.04.2000 / Spieldauer 90 Minuten
Heinrich von Kleist, so erzählt eine Anekdote, trat eines Tages im Jahre 1807 verstört zu seinem Freund Pfuel ins Zimmer und weinte. Helle Tränen flossen über seine Wangen. Pfuel fuhr besorgt auf und fragte, was ihm denn sei. Voller Trauer antwortete Kleist: „Sie ist nun tot!“ „Wer denn?“ „Ach, wer sonst, als Penthesilea!“

Zu dieser Zeit schrieb er das Trauerspiel um die Amazonenkönigin, die im Liebeswahnsinn ihren Geliebten Achill zerfleischt, halb auffrisst. Dabei hat Kleist eine Frauengestalt geschaffen, die ohne Rücksicht, absolut liebt. Die Gesellschaft von Frauen, in der sie lebt, hat aber die offen nach Erfüllung suchende Liebe zum Schutz vor geschlechtlicher Unterdrückung ausgeschlossen. In diesen Konflikt geraten, geht Penthesilea, die im Umgang mit solchem Gefühl nicht geübt ist, zugrunde.
Um diese Geschichte zu erzählen, wird bei uns die engste Vertraute Penthesileas, Prothoe, zur Stellvertretergestalt Achills. Sie, die Freundin, muss miterleben, wie Penthesilea sich mit jedem Seufzer um ihn von ihrem Herzen entfernt. Achill selbst, der das sich mit den Amazonen im Kampf befindende Heer der Männer führt, kommt in dieser Inszenierung nicht auf, auch sonst wird kein Mann die Bühne betreten.
In einem stark stilisierenden Bühnenbild agieren fünf Schauspielerinnen mit einem Mindestmaß an Requisiten. Wir versuchen, die nötige Atmosphäre des Kampfes anzudeuten, indem die Amazonen das sind, was ihre militärisch geprägte und individuelle Sexualität unterdrückende Gesellschaft ausmacht: Soldaten. Der alltägliche Geschlechterkampf wird zu einem tatsächlichen, wenn es heißt: Such dir deinen Mann in der Schlacht. Der Gegner wird zum Geliebten und der Geliebte zum Gegner.
Der Feind ist deswegen ein Feind, weil wir ihn lieben wollen. Weil wir ihn nicht verstehen, ihn nicht kennen, weil wir ihn nicht lieben dürfen, endet tödlich, was unter den Bedingungen sich ausschließender Prinzipien nicht glücklich enden kann. Liebe und Krieg haben wohl eines gemeinsam: sie sind Leidenschaften, die Blut brauchen.
Zu sehen
- Cornelia Enghardt Penthesilea
- Susanne Nebert Prothoe
- Steffi Schwarzack Oberpriesterin
- Daniela Wiggert Meroe
- Astrid Beier Asteria
Zu spüren
- Dirk Strobel Regie
- Paul Kaufmann Musik
- Daniel Musketa Technik & Plakat